Geschichte

Wenn man in Bezug auf die Klepziger Kirche von einem historisch besonders wertvollen Bauwerk spricht, so reicht diese Historie doch weit über die Zeit ihrer Errichtung zurück.

Wahrscheinlich gab es schon um 1100 in Klepzig eine Kirche. Sie soll zu Ehren Marias gebaut und dem Heiligen Pankratius geweiht worden sein (urkundlich 1363 erwähnt). Eine Kirchenrechnung von 1711 weist aus, dass Herr Otto zu Tiefensee und Herr Otto von Klepzig „ eine Hufe Land frei von allen Abgaben der Kirche zu Klepzig und St. Pankratius als deren Hauptherren 1363 übertragen „ haben (Thon 2003). Zur Zeit der wahrscheinlichen Kirchengründung  war der Heilige St. Pankratius bei den deutschen Kolonisten ein sehr verehrter Heiliger. Gelegentlich galt er auch als „Erntehelfer“, eine Tradition, die sich in Klepzig bis heute erhalten hat.

Aus der Zeit des späten Mittelalters ist über die Kirche nicht viel bekannt. Ein Nachweis über bauliche Tätigkeiten liegt uns  vom Ende des 17. Jahrhunderts vor. Heinrich Tiensch fertigte um 1688/89 einen Orgelneubau für die Klepziger Kirche. Dieses Instrument wurde im Jahre 1757, nachdem 1708 eine Reparatur erfolgte, nach Roitzsch verkauft. Fast 600 Jahre war das Gotteshaus zu Klepzig alt, als um 1740 erstmals über Baufälligkeit berichtet wird. Der Kirchturm wies bedenkliche Risse auf, und die eingebauten Grabgewölbe sollen einsturzgefährdet gewesen sein. Es wurde beschlossen, den jetzt ohnehin zu kleinen Sakralbau abzureißen und von Grund auf neu zu errichten.

Mit dem Abriss der mittelalterlichen Kirche wurde im Frühjahr 1754 begonnen. Obwohl bereits ein einhalb Jahre später die Turmbekrönung der neuen Kirche aufgesetzt werden konnte, vergingen bis zur Einweihung des Baues fast 14 Jahre. Im Jahre 1768 schuf  Johann Christoph Zuberbier (Köthen) die erste Orgel für die neue Klepziger Kirche.

Im Jahre 1873 wurde beschlossen, die Kirche umzubauen, was noch im gleichen Jahr in die Tat umgesetzt und 1874 abgeschlossen wurde. Dabei blieben Turm, Chor und Sakristei stehen. Die Mauern des Schiffes wurden auf beiden Seiten nach außen gerückt. Durch die nun veränderte Dachkonstruktion wurde die Architektur einer Kreuzkirche erreicht. Wenngleich die Sakristei in ihren wesentlichen Bestandteilen stehen geblieben ist, muss man dennoch davon ausgehen, dass auch sie im Zuge dieser Baumaßnahmen erweitert bzw. aufgestockt wurde. Statt der vorhandenen vier Emporen wurde nur eine einzige mit amphitheatralischen Sitzen eingebaut. Die Kanzel, die zuerst im Chor über dem Altar angebracht war, wurde an die nördliche Wand gerückt. An Stelle des früheren Ziegeldaches aus Handstrichziegeln wurde die Kirche mit einem Schieferdach in Englischer Deckung gedeckt. Im Jahre 1886 wurden im Chorraum drei große Rundbogenfenster mit den Darstellungen der Apostel Petrus (Nordostseite) und Paulus (Südostseite) und einen Teppichmuster-Motiv in farbiger Bleiverglasung (Nordseite hinter der Kanzel) eingebaut. Ein viertes Fenster kam dann im Jahre 1903 auf der Ostseite hinter dem Altar mit der Darstellung der Auferstehung Jesus Christus dazu.

Die letzte größere Rekonstruktion bzw. Renovierung fand im Jahre 1912 statt. Dabei wurde die Kirchenausmalung von dem Hallenser Kirchenmaler Braue erneuert. Die Orgel wurde ebenfalls unter Benutzung des alten Prospektes aus dem 19. Jahrhundert von dem Orgelbaumeister Rühlmann erneuert. Aus dieser Zeit fanden sich bis in die 1990er Jahre noch gut erhaltene Reste in der Bemalung der Kanzel, der Empore und in Resten am Tonnengewölbe. Die Reste der Innenbemalung dienten als Vorlage zur Sanierung des Innenraumes.

Bedingt durch die zwei Weltkriege und die sozialistische  Kultur- und Strukturpolitik  der ehemaligen DDR, blieben Erhaltungsarbeiten fast völlig aus. Der geplante Abriss von Klepzig in Folge des Braunkohleabbaues führte dazu, dass ein Teil des Kircheninventars Ende der 1980er Jahre demontiert und anderer Orts eingebaut wurde. Das poröse Dach und die fortschreitende Verwitterung der Außenmauer schädigten die zur Ruine verkommene Kirchenanlage schwer.

Um das Engagement der Kirchengemeinde zu bündeln, aber auch um neue, erfolgreiche Wege gehen zu können, konstituierte sich am 17. März 1995 der „Förderverein zur Erhaltung der Klepziger Kirche e.V.“. In ersten Schritten wurde der Glockenturm fertig saniert. Die Arbeiten waren von der Klepziger Kirchengemeinde im Jahre 1992 elanvoll mit der Erneuerung der Turmbekrönung begonnen worden, aber dann ins Stocken geraten. Erst im August 1998 präsentierte sich  der Kirchturm wieder in vollster Schönheit. Wie kaum ein Kirchenbauwerk in der Umgebung prägt die Silhouette der Klepziger Barockkirche die Landschaft.

Dank der Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalsschutz und dem Amt für Landwirtschaft und Flurneuordnung konnten 1996 die letzten Löcher im Kirchendach geschlossen werden. Die provisorische Pappdeckung war 1999 wieder regendurchlässig geworden und wurde durch ein originalgetreues Schieferdach in Englischer Deckung ersetzt. Der neue Außenputz ließ danach die Kirche freundlich und hell erstrahlen. Den Ostgiebel des Chores ziert außen wieder der restaurierte Gründungsstein (ein möglicher Rest des mittelalterlichen Vorgängers der jetzigen Kirche aus dem 12. Jahrhundert) in Form eines apokalyptischen Christus (mehr umstritten die Deutung als Darstellung des Heiligen Pankratius). Ein Teil des Gerüsts wurde anschließend in den Innenraum der Kirche umgesetzt. Die vier Fenster des Chorraumes wurden komplett durch neue feuerverzinkte Rahmen mit Fensterglas ersetzt. Die Reste der alten Bleiverglasung wurden gesichert und sollen als Vorlage für spätere Erneuerungen dienen. Sonnenüberflutet und hell präsentierte sich nun im Chorraum der herrliche und sehr gut erhaltene Altar aus weißem Sandstein mit stehendem Kreuz und seitlichen Säulen zur originalen Ausstattung von 1874 gehörend. Völlig neu entstand Mitte des Jahres 2000 die Deckenbemalung des Chorraumes durch den Wiedersdorfer Malermeister Achim Neubert.

Der weitere Innenausbau des Kirchenschiffs läuft im Frühjahr 2003 an. Unter der Federführung des Fördervereins entstand unter Einbeziehung von weiteren Fachfirmen aus der näheren Umgebung eine neue Innenhaut der Kirche. Von den schweren Wasserschäden am Gewölbe war bald nichts mehr zu sehen. Dem historischen Vorbild von 1912 folgend erhielten die vier Hauptpfeiler der Kirche im Deckenzwickel des Hauptschiffes wieder die Darstellungen der vier Evangelisten: Markus im Südwesten, Lukas im Nordwesten, Matthaeus im Nordosten und Johannes im Südosten. Die Empore ruht auf gusseisernen Säulen mit reich bemalten Kapitellen. Die umfangreichen Innenarbeiten dauerten bis in das Jahr 2004. Die Gewölbemitte erhält zu dem Zeitpunkt einen neuen Ehrenkranz und Ornamentbänder zieren wieder die Kanten und die vier Hauptpfeiler der Kirche in der Senkrechten. Im Gewölbe der südlichen Empore sind wieder die beiden Sakramente Taufe und Heiliges Abendmahl und das Lamm Gottes zu sehen. Die Decke der nördlichen Empore wurde mit der Luther-Rose als Symbol christlichen Glaubens geschmückt. Spruchbänder mit christlichen Versen umranden westlich und östlich beide Emporengewölbe. Parallel begannen auch erste Arbeiten in der Sakristei. Im Jahre 2005 wurde weiter an den Details des Innenraumes gemalt und saniert. Selbst der ohnehin schon sehr schöne Altar erstrahlte noch prächtiger, nachdem die Christus-Figur am Altarkreuz neu mit Blattgold überzogen war. Über der westlichen Empore befindet sich der alte Orgelprospekt mit schönem Dekor im Zopfstil. Er stammt vermutlich von der 1793 eingebauten Orgel. Hoch aufragend ist er immer noch der Blickfang auch wenn die Orgel darin fehlt. Nördlich am Beginn des Chorraumes steht die hölzerne Kanzel noch in der Originalfassung von 1874. Mit der Sanierung des mit ländlichen Motiven geschmückten Reliefs der Kanzel, der gleichartigen ornamentalen Bemalung der Emporen und des prächtigen hölzernen Taufbeckens war der Innenraum des Kirchenschiffs fast fertig. Über den südlichen Eingang des Kirchenschiffs befindet sich das Kirchensiegel mit der Abbildung der Kirchen von Klepzig und Zwebendorf. Des weiteren enthält es die Jahreszahlen 1755 (Bau der Kirche), 1874 (Umbau der Kirche), 1912 (Innenrenovierung) und neuerdings 2003 (symbolisch für die Sanierungsphase). Das Kirchensiegel umrandet der Spruch „POST NUBILA PHOEBUS“ – nach Wetterwolken kommt Sonnenschein. Eine Leuchtenbaufirma aus Sachsen hat den alten Kronleuchter originalgetreu rekonstruiert. Er lässt den Innenraum in prächtigem Glanz erscheinen.

Die Feier zum zehnjährigen Jubiläum der Gründung des Fördervereines zur Erhaltung der Klepziger Kirche fand am 18.Juni 2005 in der festlich geschmückten Klepziger Kirche statt. Damit war die zweite große Etappe der Sanierung der barocken Klepziger Dorfkirche abgeschlossen.

Die Folgejahre 2006 und 2007 wurden zur Verschönerung des Umfeldes der Kirche genutzt. Im November 2007 konnte dank einer Spende das Mittelfenster des Chorraumes von dem Glasgestalter Manfred Dahmer aus Röblingen am See mit einer Bleiverglasung neu gestaltet werden. Aus technischen Gründen sind die neuen feuerverzinkten Stahlrahmen der Fenster zweigeteilt. Deshalb musste das Mittelfenster des Chorraumes mit zwei Figuren ausgestaltet werden. Die Darstellung der Hl. Maria bot sich an, da die Kirche selbst um 1100 n. Chr. zu Ehren der Jungfrau  Maria errichtet worden war. Ihr Gewand, im lichten Blau gehalten, bildet nun einen herrlichen Farbkontrast zum roten Mantel des Apostels auf der rechten Fensterhälfte. Das Fenster ist eine Blankverglasung mit Farbglas, die Gesichter und Hände sind in Anlehnung an die vorherige Gestaltung aufgemalt.

W.-R. Große – Förderverein zur Erhaltung der Klepziger Kirche